5. Mai 1929

 

 

Was genau ist die Funktion des Verstandes? Hilft er der Sadhana oder hindert er sie?

 

Ob der Verstand eine Hilfe oder ein Hindernis ist, hängt von der Person ab und wie sie ihn gebraucht. Es gibt eine richtige Anwendung des Verstandes und eine falsche; die eine hilft der Sadhana, die andere hindert sie. Der Verstand, der zu sehr von seiner Wichtigkeit überzeugt ist und seine eigene Befriedigung sucht, ist ein Hemmnis für die höchste Verwirklichung. Das gilt übrigens nicht nur für den Verstand, sondern ebenso für die anderen Kräfte. Blinde und unmäßige Befriedigung vitaler Begierden oder tierischer Gelüste zum Beispiel hält man im Allgemeinen nicht für eine Tugend; das moralische Gefühl hilft als Ratgeber die Grenzen stecken, die man nicht überschreiten sollte. Nur für die geistigen Betätigungen meint der Mensch einen solchen Ratgeber oder Richter entbehren zu können!

Jeder Wesensteil, der an seinem Platz die ihm zugewiesene Rolle spielt, ist eine Hilfe; verlässt er aber seinen Wirkungsbereich, so wird er entstellt und pervertiert und folglich falsch. Eine Kraft wird richtig gebraucht, wenn sie für die göttliche Sache eingesetzt wird, und falsch, wenn sie zur eigenen Befriedigung dienen soll.

Der Verstand ist seiner wahren Natur nach ein Werkzeug des Ausdrucks und der Tat. Er ist etwas wie ein Mittler zwischen dem wahren Wissen, das in den höheren Regionen über dem Geist wohnt, und der Verwirklichung hier unten. Der Verstand — oder der Geist, um vom Gesamten zu sprechen — verleiht die Form; das Vitale trägt dazu die Dynamik und die Kraft des Lebens bei; der Stoff endlich liefert den Leib.

 

Auf welche Weise soll man den feindlichen Kräften begegnen, die unsichtbar und doch so lebendig greifbar sind?

 

Das hängt weitgehend vom Entwicklungsstand eures Bewusstseins ab. Am Anfang, wenn man über kein Wissen und keine besonderen okkulten Kräfte verfügt, bleibt man am besten so friedvoll und still

 

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wie möglich. Nimmt der Angriff die Form von feindlichen Einflüsterungen an, so versucht sie in aller Ruhe wie einen stofflichen Gegenstand wegzuschieben. Je ruhiger ihr seid, desto stärker werdet ihr. Die feste Grundlage aller spirtlichen Kraft ist seelischer Gleichmut. Lasst nichts euer Gleichgewicht stören; denn wenn ihr es bewahrt, könnt ihr allen Angriffen standhalten. Habt ihr außerdem noch genügend Unterscheidungsvermögen, um schlechte Einflüsterungen zu durchschauen und zu entlarven, sobald sie auf euch zukommen, dann fällt es euch umso leichter, sie abzuweisen; aber manchmal kommen sie unbemerkt, und dann ist es schwieriger, ihnen zu begegnen. In diesem Fall muss man ruhig bleiben und Frieden und tiefe innere Ruhe herabkommen lassen. Nehmt euch fest zusammen und ruft voll Glauben und Vertrauen; wenn eure Sehnsucht rein und beharrlich ist, dürft ihr sicher sein, die nötige Hilfe zu erhalten.

Angriffe von feindlichen Kräften sind unvermeidlich; man muss sie als Prüfungen auf dem Weg betrachten und den Sturm mutig durchstehen; hat man ihn aber hinter sich, so ist etwas gewonnen, man ist ein Stück vorangekommen. In gewissem Sinne sind die feindlichen Kräfte sogar nötig: sie stärken die Entschlossenheit und klären die Sehnsucht. Es stimmt auch, dass es sie nur deshalb gibt, weil ihr ihnen Ursache gebt zu sein. Solange ihnen irgend etwas in euch antwortet, ist ihre Einmischung völlig gerechtfertigt. Würde nichts in euch antworten und hätten sie über keinen Teil eurer Natur Gewalt, so zögen sie sich zurück und ließen euch in Ruhe. Jedenfalls dürft ihr ihnen nicht erlauben, euren spirtlichen Fortschritt aufzuhalten oder zu hemmen.

Verlieren kann man den Kampf gegen die feindlichen Kräfte nur, wenn man kein echtes Vertrauen in die Hilfe des Göttlichen hat. Aufrichtigkeit in der Sehnsucht bringt immer den nötigen Beistand herbei. Ein ruhiger, inbrünstiger Anruf, die Gewissheit, dass man beim Anstieg zur Verwirklichung niemals allein marschiert, und der Glaube, dass die Hilfe immer da ist, wenn man ihrer bedarf, führen euch leicht und sicher zum Sieg.

 

Kommen die feindlichen Kräfte im Allgemeinen von außen oder von innen?

 

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Habt ihr das Gefühl, dass sie von innen kommen, so zeigt das, dass ihr für sie offen seid und sie sich unbemerkt in euch eingenistet haben. Die eigentliche Natur der Dinge ist Harmonie; doch gibt es eine Verschiebung in gewissen Welten, die Perversion und Feindschaft bewirkt. Habt ihr eine Affinität zu diesen entstellenden Welten, so könnt ihr mit Wesen von dort gut Freund werden und völlig unter ihren Einfluss geraten. Das kommt vor, ist aber kein sehr glücklicher Zustand. Das Bewusstsein wird sofort verdunkelt,  und Wahres lässt sich nicht mehr von Falschem unterscheiden; ihr könnt nicht einmal mehr erkennen, was eine Lüge ist und was nicht.

Wenn ein Angriff stattfindet, nimmt man jedenfalls am besten an, dass er von außen kommt und sagt sich: "Das bin ich nicht, und ich will damit nichts zu tun haben!" Genau so müsst ihr euch gegenüber allen niedrigen Impulsen und Begierden, allen Zweifeln und Unsicherheiten des Geistes verhalten. Wenn ihr euch mit ihnen identifiziert, sind sie noch viel schwieriger zu bekämpfen; denn dann habt ihr den Eindruck, vor der nie sehr bequemen Aufgabe zu stehen, eure eigene Natur zu überwinden. Sobald ihr jedoch imstande seid, euch zu sagen: "Nein, das bin ich nicht, damit will ich nichts zu tun haben!", wird es viel leichter, sie zu vertreiben.

 

Wo lässt sich zwischen innen und außen die Grenze ziehen?

 

Diese Grenze ist sehr flexibel; sie kann so nah oder so fern sein, wie ihr wollt. Ihr könnt alle Dinge in euch einlassen und sie als Teil eures wahren Wesens empfinden, oder aber sie loswerden wie ein Stück Haar oder Fingernagel, ohne dass es euch das geringste ausmacht.

Es hat Religionen gegeben, deren Anhänger sich nicht einmal von einem bisschen Haar oder Fingernagel getrennt hätten aus Angst, etwas von ihrer Persönlichkeit zu verlieren. Die fähig sind, ihr Bewusstsein so weit wie die Welt zu machen, werden selbst die Welt; die sich aber in ihrem kleinen Körper und ihren beschränkten Sinnen einschließen, machen bei diesen Grenzen halt; ihr Körper und ihre armseligen Empfindungen sind ihnen ihr gesamtes Wesen.

 

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Vermag Glaube allein alles zu schaffen, alles zu gewinnen?

 

Ja, aber es muss ein ganzheitlicher und unbedingter Glaube sein. Einer von der rechten Art, nicht bloß die Kraft eines Gedankens oder geistigen Wollens, sondern etwas viel Tieferes. Der vom Geist ausgehende Wille lässt entgegengesetzte Reaktionen entstehen und schafft einen Widerstand. Ihr habt sicher von Coue's Heilmethode gehört. Er wusste etwas von dieser Kraft, und er hat damit bemerkenswerte Erfolge erzielt; doch nannte er diese Kraft Autosuggestion, und seine Methode gab dem Glauben, dessen er sich bediente, eine zu mentale Form. Solch ein Glaube genügt nicht, er muss ergänzt und gestärkt werden durch vitalen Glauben und sogar einen physischen, einen Glauben des. Körpers. Gelingt es euch, in eurem gesamten Wesen eine ganzheitliche Kraft dieser Art zu begründen, so kann ihr nichts widerstehen; doch müsst ihr den Glauben bis in die Zellen eures Körpers bringen. Bei den Wissenschaftlern beginnt sich langsam die Erkenntnis durchzusetzen, dass der Tod nicht notwendig ist. Die Menschheit als Ganzes jedoch glaubt fest an den Tod; er ist sozusagen eine allgemeine menschliche Suggestion, die sich auf eine lange, unveränderte Erfahrung gründet. Könnte dieser Glaube zurückgewiesen werden, erst aus der bewussten Mentalität, dann aus der vitalen Natur und den unterbewussten Schichten des Physischen, so wäre der Tod nicht mehr unausweichlich.

 

Aber diese Idee des Todes besteht nicht nur im Denken des Menschen. Die Tierschöpfung kannte den Tod schon vor ihm.

 

Der Tod ist zwar allem irdischen Leben verhaftet, doch gibt ihm der Mensch einen anderen Sinn als die Natur ursprünglich verliehen hatte. Im Menschen und den seiner Stufe am nächsten stehenden Tieren hat die Notwendigkeit des Todes eine besondere Form und Bedeutung angenommen. Das unterbewusste Wissen in der niederen Natur, das den Tod aufrechterhält, spürt einfach die Notwendigkeit der Erneuerung, Veränderung und Umwandlung.

Der Zustand der Materie auf der Erde hat den Tod unerlässlich gemacht. Die Evolution der Materie hat ihren ganzen Sinn im

 

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Wachstum aus erster Unbewusstheit in ein immer größeres Bewusstsein. Und die Art, in der die Dinge bei diesem Wachstumsvorgang geschahen, machte die Auflösung der Formen zur unerbittlichen Notwendigkeit. Denn eine feste Form war nötig, damit das organisierte Einzelbewusstsein eine dauerhafte Stütze bekommen konnte. Und gerade die Festigkeit der Formen machte den Tod unvermeidlich. Materie musste Gestalt annehmen; Einzelwerdung und konkrete Verkörperung der Lebens- und Bewusstseinskräfte wären nicht möglich gewesen ohne diese Gestaltung, und ohne diese Kräfte hätten die Grundbedingungen für ein organisiertes Dasein auf stofflicher Ebene gefehlt. Doch neigt eine festumrissene, konkrete Form dazu, sofort zu erstarren und sich zu verhärten. Die Beständigkeit der Einzelform macht sie zu einem allzu bindenden Gefüge; sie kann den Bewegungen der Kräfte nicht folgen; sie vermag den Anforderungen der Natur nicht dauernd zu genügen und mit ihr nicht Schritt zu halten; so wird sie aus der Strömung entlassen. An einem gewissen Punkt dieser zunehmenden Unvereinbarkeit, dieser Disharmonie zwischen Form und auf sie pressender Kraft, wird eine völlige Auflösung der Form unvermeidlich. Eine neue Form muss geschaffen, eine neue Harmonie, ein neuer Einklang ermöglicht werden. Das ist der eigentliche Sinn des Todes und die Art, wie die Natur von ihm Gebrauch macht. Würde aber die Form geschmeidiger und anpassungsfähiger und vermöchten die Zellen sich mit der Bewusstseinswandlung zu ändern, dann bestünde keine Notwendigkeit mehr für brutale Auflösung, und Tod wäre nicht mehr unvermeidlich.

 

Man hat gesagt, Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmung und Versinken von Kontinenten seien die Folge einer uneinigen, sündigen Menschheit, und mit dem Fortschritt und der Entwicklung des Menschengeschlechts würde auch eine entsprechende Wandlung in der physischen Natur stattfinden. Wie weit kann man dem Glauben schenken?

 

Richtiger würde man wohl sagen, dass es ein und dieselbe Bewusstseinsbewegung ist, die sich durch eine von Katastrophen

 

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heimgesuchte Natur und durch eine unharmonische Menschheit bekundet. Es handelt sich bei den beiden nicht um Ursache und Wirkung, da sie sich auf der gleichen Stufe befinden. Ein Bewusstsein über ihnen sucht sich zu offenbaren, sich auf Erden einzukörpern, und beim Herabsteigen zur Materie trifft es überall auf denselben Widerstand, im Menschen wie in der physischen Natur. Alle Unordnung, aller Missklang auf der Erde ist Ergebnis dieses Widerstands. Unglücke, Katastrophen, Zusammenstöße und Gewalttaten, Dunkelheit und Unwissen, alle Übel stammen aus der gleichen Quelle. Der Mensch verursacht die äußere Natur ebensowenig, wie die äußere Natur den Menschen; beide aber hängen von einem einzigen ab, das hinter ihnen ist und größer als sie; und beide sind Teil einer dauernd fortschreitenden Bewegung, die Das auszudrücken strebt.

Gibt es nun irgendwo auf Erden eine Öffnung und Empfänglichkeit, die genügend erwacht ist, um etwas vom göttlichen Bewusstsein rein herabsteigen zu lassen, so kann diese Herabkunft, diese Offenbarung nicht nur das innere Leben, sondern auch die stofflichen Bedingungen, den physischen Ausdruck in Mensch und Natur verändern. Diese Herabkunft hängt nicht vom Zustand der Menschheit insgesamt ab. Hätten wir zu warten, bis die stofflichen Bedingungen und die Bewegungen der Natur sich ändern können und bis die Masse der Menschen einen Zustand der Harmonie, Einheit und Sehnsucht erreicht hat, stark genug, das Licht herabzubringen, dann bestünde recht wenig Hoffnung. Doch ist es für einen einzelnen oder eine kleine Gruppe möglich, diese Herabkunft zu bewirken. Nicht auf die Menge und den Umfang kommt es an. Ein Tropfen des göttlichen Bewusstseins, der in ursprünglicher Reinheit das Erdbewusstsein durchdringt, wird ausreichen, um alles zu verändern.

Das Mysterium des Kontaktes und der Verbindung zwischen höheren und tieferen Bewusstseinsebenen ist das große Geheimnis, der verborgene Schlüssel. Dieser Kontakt und diese Verbindung haben immer eine umwandelnde Kraft; in dem Fall, von dem wir sprechen, wäre das Ergebnis allerdings von größerem Umfang und höherer Reichweite. Ist jemand auf der Erde imstande, bewusst mit einer hier unten noch nicht offenbarten Ebene in Fühlung zu

 

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treten, und kann er sie mit der stofflichen Welt in Verbindung und Übereinstimmung bringen, indem er sich bei vollem Bewusstsein bis zu ihr erhebt, dann wird sich die hier bisher unverwirklichte große und entscheidende Bewegung der Umwandlung der Natur ereignen. Ein neues Vermögen wird herabsteigen und die Bedingungen des irdischen Lebens ändern.

Doch auch beim bisherigen Stand der Dinge haben sich jedesmal, wenn eine große Seele kam und ein Licht, eine Wahrheit enthüllte oder eine neue Kraft herabbrachte, die Bedingungen auf der Erde verändert, wenn auch nicht genau in der erhofften Weise. Zum Beispiel kam jemand, der eine gewisse Stufe des Bewusstseins und der spirtlichen Erfahrung erreicht hatte, und sagte: "Ich bringe euch den Frieden."  Nun glaubten vielleicht jene, die um den einen oder den anderen geschart waren, die Verheißung sei materiell zu verstehen; als sie entdeckten, dass dem nicht so war, begriffen sie nicht, was er eigentlich getan hatte. Bewirkt worden war eine Veränderung im Bewusstsein, die Möglichkeit eines bisher nicht gekannten Friedens, das Vermögen zu einer nie dagewesenen Befreiung. Doch gehörte dies dem inneren Leben an und brachte keine greifbare äußere Veränderung in der Welt. Vielleicht bestand gar nicht die Absicht, die Welt äußerlich zu verändern, vielleicht fehlte das nötige Wissen; immerhin haben diese Pioniere etwas verwirklicht.

Trotz allen gegenteiligen Anscheins kann es sein, dass die Erde sich allmählich auf eine bestimmte Verwirklichung vorbereitet hat, Schritt für Schritt. In den Zivilisationen und in der Natur hat sich etwas verändert. Wenn uns das nicht offenkundig ist, so daher, weil wir die Dinge von einem äußeren Standpunkt aus betrachten, und auch — vom Gesichtspunkt des Göttlichen Lebens aus — weil die Materie mit ihren Schwierigkeiten bis jetzt noch nie richtig in Angriff genommen worden ist. Dennoch gab es innere Fortschritte; im inneren Bewusstsein hat es Herabkünfte von Licht gegeben. Was aber irgendeine Verwirklichung in der Materie betrifft, so ist es schwer, dazu etwas zu sagen, denn wir wissen nicht genau, was da hätte geschehen können.

In einer fernen Vergangenheit hat es schöne und große Zivilisationen gegeben, materiell vielleicht ebenso fortgeschritten wie

 

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unsere. Von einem gewissen Standpunkt aus scheint die moderne Kultur nur eine Wiederholung der alten Kulturen zu sein, und dennoch kann man nicht sagen, es habe nirgends einen Fortschritt gegeben. Wenigstens ein innerer Fortschritt ist gemacht worden, und eine größere Befähigung, dem höheren Bewusstsein zu antworten, ist in den stofflichen Bereichen entstanden. Es war nötig, die gleichen Dinge immer wieder zu tun, weil das Angestrebte nicht gut genug getan worden war; aber mit jedem Versuch ist man dem zu Erreichenden näher gekommen. Wiederholen wir beim Lernen eine Übung öfters, so beginnen wir scheinbar stets dasselbe von neuem, und doch zeigt das Gesamtergebnis eine tatsächliche Veränderung.

Der Irrtum besteht darin, diese Dinge aus dem Blickwinkel des menschlichen Bewusstseins zu betrachten; denn so gesehen, scheinen diese weiten und tiefen Bewegungen unerklärlich. Es ist gefährlich, sie mit dem begrenzten Geist verstehen und auslegen zu wollen. Darum ist auch die Philosophie nie imstande gewesen,  hinter das Geheimnis der Dinge zu kommen; statt dessen hat sie versucht, das Weltall auf das Maß des Menschengeistes zuzuschneiden.

 

Wie viele von uns erinnern sich ihrer früheren Leben?

 

Eine Erinnerung birgt sich irgendwo im Bewusstsein aller. Doch ist das ein gefährliches Thema, denn der menschliche Geist liebt Romane allzu sehr. Kaum weiß er etwas von dieser Wahrheit der Wiedergeburt, so will er auch schon schöne Geschichten darum weben. Eine Menge Leute werden euch Wunder davon erzählen, wie die Welt erschaffen wurde und was aus ihr in der Zukunft wird; sie sagen euch, wo und wie ihr in der Vergangenheit geboren wart und was ihr später sein werdet, was für Leben ihr schon hinter euch und was für welche ihr noch vor euch habt. Das alles hat nichts mit dem spirtlichen Leben zu tun. Zwar kann echte Erinnerung an frühere Leben Teil eines ganzheitlichen Wissens sein, doch durch fantasiereiche Vorstellungen lässt sie sich nicht gewinnen. Denn obwohl sie einerseits objektives Wissen ist, hängt sie andererseits weitgehend von subjektiver Erfahrung ab, und das

 

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lässt für Erfindung, Entstellung und falsche Konstruktion einen großen Spielraum. Um zur Wahrheit dieser Dinge vorzustoßen, muss das erfahrende Bewusstsein rein und klar sein, von aller geistigen und vitalen Einmischung frei, aller persönlichen Vorstellungen und Gefühle ledig und nicht mehr der Gewohnheit des Geistes unterworfen, alles auf seine Weise auszulegen und zu erklären. Eine Erfahrung früherer Leben mag echt sein, doch immer klafft ein Abgrund zwischen dem, was geschaut und erfahren wird, und den dazu vom Geist gelieferten Erklärungen und Konstruktionen. Erst wenn man sich über menschliche Empfindungen zu erheben und vom Geist zu lösen vermag, kann man sicher sein, die Wahrheit zu erlangen.

 

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12. Mai 1929

 

 

Es gibt Menschen, die wie Vampire sind. Was sind sie, und warum sind sie so?

 

Sie sind nicht menschlich; nur die Form, die Erscheinung ist so. Es sind Einkörperungen von Wesen aus einer Welt, die der physischen benachbart ist, einer Ebene, die wir die vitale Welt nennen. Das ist die Welt all der Begierden, Impulse und Leidenschaften, die Welt der Gewalttätigkeit, Gier, Arglist und aller Art von Unwissenheit, aber auch das ganze dynamische Vermögen ist dort, die Lebensenergien und viele Kräfte. Die Wesen dieser Welt haben ihrer Natur nach eine seltsame Macht über die stoffliche Welt und können auf sie einen verderblichen Einfluss ausüben. Manche von ihnen sind aus menschlichen Teilen zusammengesetzt, die nach dem Tod in der vitalen Atmosphäre nahe der irdischen Ebene fortbestehen. Die Begierden und Gelüste der Menschen treiben dort auch nach der Auflösung des Körpers umher und bewahren ihre Form; oft suchen sie sich weiter zu bekunden und zu befriedigen, und die Geburt dieser Kreaturen aus der vitalen Welt ist die Folge davon. Aber sie sind unbedeutend, und wenn sie auch sehr unangenehm sein können, so kann man doch mit ihnen fertig werden. Es gibt viel gefährlichere, die nie zu einer menschlichen Form gehört haben, nie in einem Menschenleib auf Erden geboren waren; denn meistens lehnen sie diese Art Geburt ab, die sie der Materie versklavt; sie bleiben lieber in ihrer eigenen Welt, um von dort aus, mächtig und unheilvoll, ihre Gewalt über die Erdenwesen aufrechtzuerhalten. Denn obwohl sie es ablehnen, auf Erden geboren zu werden, wollen sie doch mit der physischen Natur in Beziehung stehen, ohne aber durch sie gebunden zu sein.

Ihre Methode besteht darin, zunächst über einen Menschen Einfluss zu gewinnen. Dann dringen sie langsam in seine Atmosphäre ein, und zuletzt können sie ihn vollständig in Besitz nehmen und die wirkliche Menschenseele und die Persönlichkeit ganz und gar vertreiben. Wenn solche Kreaturen derart einen irdischen Leib

 

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besetzt halten, haben sie das Aussehen eines Menschen, doch sicherlich keine menschliche Natur. Sie pflegen die Lebenskraft aus den Menschen zu ziehen; sie packen diese, wo immer sie sich von ihr nähren können. Kommen sie in eure Atmosphäre, so fühlt ihr euch plötzlich niedergeschlagen und erschöpft; bleibt ihr einige Zeit mit ihnen zusammen, so werdet ihr krank; lebt ihr mit einer von ihnen, so könnt ihr daran sterben.

 

Wie kann man denn solche Kreaturen aus seiner Umgebung vertreiben, wenn sie einmal darin sind?

 

Die in solchen Wesen verkörperte Macht ist von ganz stofflicher Art und wirkt nur aus der Nähe. Wenn ihr nicht im selben Haus wohnt wie sie oder euch nicht in ihrer Gesellschaft befindet, lauft ihr gewöhnlich keine Gefahr, unter ihren Einfluss zu geraten. Stellt ihr aber einen Kontakt zu ihnen her, brieflich zum Beispiel, so ermöglicht ihr einen Kräfteaustausch und setzt euch ihrem Einfluss aus, auch auf große Entfernung. Das klügste ist, jede Beziehung abzubrechen und nichts mehr mit ihnen zu tun zu haben — es sei denn, ihr habt ein großes okkultes Wissen und Vermögen und könnt euch schützen; doch selbst dann ist es immer gefährlich, mit ihnen zu verkehren. Sie zu bekehren hoffen, wie das manche tun, ist eitler Wahn, denn sie wollen gar nicht bekehrt werden. Sie haben nicht die geringste Neigung, eine Umwandlung zuzulassen, und alle Bemühung in dieser Richtung ist nutzlos.

Wenn diese Wesen in einem Menschenleib sind, wissen sie oft nicht, was sie wirklich sind. Manchmal haben sie ein vages Gefühl, auf nicht ganz gewöhnliche Weise Mensch zu sein. Dennoch gibt es welche, die bewusst, ja sehr bewusst sind; nicht nur wissen sie, dass sie nicht zur Menschheit gehören, sondern auch was sie sind, und handeln diesem Wissen entsprechend, indem sie ihre Ziele entschlossen verfolgen. Diese Wesen der vitalen Welt sind von Natur aus mächtig, und wenn sie dazu noch Wissen haben, sind sie doppelt gefährlich. Mit ihnen ist nichts zu machen; man muss sorgfältig allen Umgang mit ihnen meiden, wenn man nicht die Macht hat, sie zu vernichten. Seid ihr durch die Umstände gezwungen, mit einem von ihnen in Berührung zu kommen, so

 

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hütet euch vor dem Zauber, der von ihnen ausgeht. Wenn die vitalen Wesen sich auf der physischen Ebene offenbaren, haben sie immer hypnotische Kraft, denn das Zentrum ihres Bewusstseins liegt im Vitalen und nicht im Stofflichen; sie sind nicht vom stofflichen Bewusstsein umhüllt und gemindert.

 

Ist es nicht so, dass eine seltsame Faszination diese Kreaturen zum spirtlichen Leben zieht?

 

Ja, weil sie spüren, dass sie nicht zu dieser Erde gehören, sondern anderswoher kommen; auch fühlen sie, dass sie Kräfte besessen hatten, die zur Hälfte verloren sind, und sie brennen darauf, diese wiederzugewinnen. So stürzen sie sich auf jeden, der ihnen Wissen von der unsichtbaren Welt geben kann. Doch halten sie die vitale Welt für die spirtliche, und ihre Suche gilt vitalen, nicht spirtlichen Zielen. Manchmal trachten sie auch das Spirtliche zu verfälschen und daraus eine ihrer eigenen Natur gemäße Imitation zu machen. Das ist sogar eine Art Huldigung, eine Entschädigung, die sie auf ihre Weise dem spirtlichen Leben leisten. Eine gewisse Anziehung zwingt sie dazu; sie haben sich gegen das göttliche Gesetz aufgelehnt — aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, empfinden sie irgendwie ihre Bindung an die Gegenwart des Göttlichen und fühlen sich zu ihm hingezogen.

Darum sieht man sie bisweilen als Mittler dienen, indem sie solche, die zum spirtlichen Leben auf Erden bestimmt sind, miteinander in Verbindung bringen. Diese Rolle übernehmen sie nicht freiwillig, sondern zwangsläufig. Es ist eine Art Vergütung, die sie zu entrichten haben. Denn sie spüren den Druck des herabsteigenden Lichts, und sie ahnen, dass die Zeit gekommen oder doch nahe ist, wo sie wählen müssen zwischen ihrer Bekehrung und ihrer Auflösung — wählen, entweder sich dem göttlichen Willen hinzugeben und ihren Platz im Großen Werk einzunehmen, oder aber im Unbewussten zu versinken und nicht mehr zu sein. Der Kontakt mit einem Wahrheitssucher gibt solchen Kreaturen die Gelegenheit zur Wandlung. Alles hängt davon ab, wie sie diese Gelegenheit nutzen. Ergreifen sie sie in der richtigen Weise, so kann sie ihnen den Weg zur Befreiung öffnen und sie aus der

 

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Falschheit, Dunkelheit und Erbärmlichkeit herausholen, die den eigentlichen Stoff bilden, aus dem die vitalen Wesen gemacht sind, und sie zur Erneuerung und zum wahren Leben führen.

 

Haben diese Wesen nicht große Macht über das Geld?

 

In der Tat ist jetzt die Macht über das Geld unter dem Einfluss oder in den Händen von Kräften und Wesen der vitalen Welt. Aus diesem Grunde sieht man Geld nie in beträchtlichen Summen an die Sache der Wahrheit gehen. Immer irrt es ab, denn es steckt in den Klauen der feindlichen Kräfte und ist eines der Hauptmittel, ihre Herrschaft über die Erde aufrecht zu erhalten. Diese Beschlagnahme des Geldes ist machtvoll, umfassend und gründlich organisiert, und es ist eine der schwierigsten Aufgaben, aus diesem geschlossenen Verband etwas herauszuziehen. Versucht man, von seinen jetzigen Hütern ein bisschen Geld zu holen, so muss man jedesmal einen grimmigen Kampf ausfechten.

Und dennoch könnte ein einziger entscheidender Sieg, der irgendwo über die feindlichen Kräfte errungen würde, ihn gleichzeitig und automatisch auch an allen anderen Punkten möglich machen. Wenn diese Kräfte an einem Punkt nachgäben, würden alle, die jetzt meinen, für die Sache der Wahrheit nichts erübrigen zu können, plötzlich den starken Wunsch verspüren zu geben. Nicht dass diese Reichen, die jetzt mehr oder weniger Spielzeuge und Instrumente in den Händen der vitalen Kräfte sind; Abscheu vor dem Geldausgeben empfänden, vielmehr zeigt sich bei ihnen der Geiz nur dann, wenn die vitalen Impulse und Begierden schlummern. Sobald es aber darum geht, sich irgendeinen Wunsch zu erfüllen, den sie ihren eigenen nennen, geben sie noch so gerne aus; werden sie jedoch darum ersucht, einen Teil ihres Wohlstands und ihrer Einkünfte an das göttliche Werk zu geben, so trennen sie sich sehr schwer von etwas. Die vitale Macht, die das Geld kontrolliert, ist wie ein Wächter, der sein Gut in einem stets sorgfältig verschlossenen Sicherheitsfach wohl verwahrt. Jedesmal wenn man Leute, die unter dem Einfluss dieser Macht stehen, etwas von den Schätzen auszupacken bittet, stellen

 

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sie misstrauisch alle möglichen Fragen, ehe sie einwilligen, ihre Kasse auch nur ein bisschen zu öffnen. Erhebt sich in ihnen aber der vitale Impuls mit all seinen Ansprüchen, so sperrt der Hüter freudig seinen Kasten auf, und das Geld fließt in freien Strömen. Im allgemeinen hängen die Begierden, denen diese Leute gehorchen, mit dem Geschlechtstrieb zusammen; sehr oft auch geben sie dem Wunsch nach Ruhm und Ansehen nach, sowie der Lust auf gutes Essen oder jedem Anreiz von derselben vitalen Stufe. Alles, was nicht in diesen Bereich gehört, wird infragegestellt und ganz genau untersucht, widerwillig akzeptiert und dann am Ende meistens doch verworfen. Bei denen, die Sklaven der vitalen Wesen sind, kann der Wunsch nach Wahrheit, Licht und spirtlicher Verwirklichung, wenn er sie überhaupt erfasst, ihrer Geldgier keineswegs die Waage halten. Aus ihren Händen Geld für die göttliche Sache zu gewinnen heißt so viel wie ihnen den Teufel austreiben; erst gilt es das vitale Wesen, dem sie dienen, zu besiegen oder zu bekehren, und das ist gar nicht leicht. Menschen, die unter solcher Gewalt stehen, verzichten manchmal lieber auf ihr Leben im Wohlstand, als dass sie ihren Besitz in den Dienst des Göttlichen stellen; sie können allen Genuss weit von sich weisen und streng asketisch werden, ohne deshalb etwas von ihrer Perversität zu verlieren; mitunter macht diese Wandlung sie sogar noch schlimmer, als sie vorher waren.

 

Warum ist es jemandem gestattet, anderen seinen Willen aufzuzwingen?

 

Es ist nicht so, dass es jemandem gestattet wäre, anderen seinen Willen aufzuzwingen; doch gibt es einen allheitlichen Willen, und wer in gewissem Grade fähig ist, ihn zu manifestieren, scheint eine größere Willenskraft zu haben. Sie ist wie die Lebensenergie, das Licht, die Elektrizität oder jede andere Kraft der Natur. Manche sind gute, andere schlechte Leiter dafür. Mit Moral hat das nichts zu tun. Es ist eine Gegebenheit der Natur, ein Gesetz des großen Spiels.

 

Kann man die vitalen Wesen in ihrem eigenen Gebiet treffen?

 

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Sie entwickeln sich in einer überphysischen Welt, wo Menschen, wenn sie zufällig dorthin gelangen, sich verloren, machtlos und wehrlos fühlen. Der Mensch ist im stofflichen Körper zuhause und in Sicherheit, der Körper ist sein Schutz. Es gibt Leute, die ihren Körper ganz und gar verachten; sie meinen, alles würde viel besser und leichter ohne ihn, nach dem Tod. Tatsächlich aber ist er ihre Zuflucht, ihre Festung. Solange sie darin wohnen, ist es für Wesen der vitalen Welt schwierig, sie in ihre Gewalt zu bekommen. Wisst ihr, was ein Albdruck ist? Ein Ausflug in die vitale Welt. Und was versucht ihr als erstes, wenn ihr von einem Alb gepeinigt werdet? Ihr stürzt euch wieder in den Körper und rüttelt euch ins normale physische Bewusstsein zurück. In der Welt der vitalen Kräfte hingegen seid ihr Fremde; es ist ein unbekanntes Meer, und ihr habt weder Kompass noch Steuerruder. Ihr wisst nicht, wie und wo ihr vorankommen könnt, und bei jedem Schritt tut ihr gerade das Gegenteil von dem, was zu tun wäre.

Sobald ihr ein Gebiet der vitalen Welt betretet, bedrängen euch dessen Bewohner, um euch alles zu entreißen, was ihr habt, und als Nahrung zu erbeuten, was sie nur können. Wenn ihr nicht ein starkes und machtvolles Licht habt, das aus dem Wesen strahlt, so geht es euch dort ohne Körper, als hättet ihr gegen Kälte keinen Mantel, kein Haus als Obdach, ja nicht einmal eine Haut über euren allen Stößen preisgegebenen Nerven. Es gibt Leute, die zu sagen wagen: "Wie unglücklich bin ich in diesem Körper!", und die an den Tod als eine Befreiung denken. Aber nach dem Tod habt ihr dieselbe vitale Umgebung und seid den gleichen Gefahren ausgesetzt von eben den Kräften, die in diesem Leben die Ursache für eure Nöte sind. Die Auflösung des Körpers versetzt euch in die Bereiche der vitalen Welt, und dort habt ihr nichts mehr, was euch schützt, keinen physischen Körper, in dem ihr Zuflucht suchen könnt.

Hier auf Erden, im Körper selbst, müsst ihr vollständiges Wissen erlangen und umfassende Macht gebrauchen lernen. Erst wenn ihr dieses Wissen und diese Macht gewonnen habt, könnt ihr euch in allen Welten in völliger Sicherheit bewegen. Erst wenn es euch unmöglich ist, auch nur die geringste Angst zu empfinden, wenn

 

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ihr zum Beispiel sogar während des schlimmsten Albdrucks kühles Blut bewahrt, könnt ihr euch sagen; "Jetzt bin ich bereit, die vitale Welt zu betreten."  Das bedeutet aber die Erwerbung eines Wissens und einer Macht, die man nicht erlangt, bevor man vollkommen Herr der Impulse und Begierden der vitalen Natur ist. Ihr müsst absolut frei sein von allem, was die Wesen der Finsternis anlocken und ihnen ermöglichen kann, euch zu beherrschen. Seid ihr nicht frei, so hütet euch!

Kein Anhängen, kein Begehren, keine Impulse, keine Vorliebe; vollendeter Gleichmut der Seele, unveränderlicher Friede, absolutes Vertrauen in den göttlichen Schutz: damit seid ihr in Sicherheit, ohne das aber in Gefahr. Und solange eure Sicherheit nicht gewiss ist, macht ihr es am besten wie die kleinen Küken, die sich unter den mütterlichen Fittichen bergen.

 

Wie kann der physische Körper als Schutz dienen?

 

Durch seine Schwerfälligkeit — genau das, was wir ihm vorwerfen. Er ist träge und stumpf, grob, starr und hart; er gleicht einer Festung mit ihren dicken und starken Mauern. Die vitale Welt hingegen ist fließend; alles darin bewegt sich, vermischt und durchdringt sich gegenseitig ungehindert; das gleicht den Wellen des Meeres, die unaufhörlich ineinandergleiten. Man ist wehrlos gegen dieses Fließende der vitalen Welt, sofern man ihr nicht von innen eine sehr starke Kraft und ein sehr helles Licht entgegenzusetzen hat; sonst durchdringt sie euch, und nichts vermag etwas gegen ihren überwältigenden Einfluss. Aber der Körper tritt dazwischen; er hält die vitale Welt von euch ab und dämmt das Fluten dieser Kräfte ein.

 

Wie kann es in den so fließenden Formen der vitalen Welt Individualität geben?

 

Individualität ist da, nur sind die Formen nicht fest und hart wie bei verkörperten Geschöpfen. Individualität bedeutet nicht Starrheit ohne jede Plastizität. Ein Stein hat eine starre Form, vielleicht die starrste, die wir kennen, und dennoch hat er recht

 

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wenig Individualität. Nehmt zehn oder zwanzig Steine, und ihr werdet sehen, wie schwer es ist, sie voneinander zu unterscheiden. Doch die Wesen der vitalen Welt lassen sich auf den ersten Blick unterscheiden; man erkennt sie an etwas in der Struktur ihrer Gestalt, an der Atmosphäre, die jedes um sich hat, der Art, wie es sich bewegt, spricht und handelt. Wie sich bei den Menschen der Ausdruck ändert, je nachdem, ob sie froh oder unzufrieden sind, so verändern Stimmungswechsel auch bei diesen Wesen das Aussehen; doch in der vitalen Welt sind diese Veränderungen viel beträchtlicher; dort wechselt nicht bloß der Ausdruck, sondern auch die Form der Züge.

 

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19. Mai 1929

 

 

Von welcher Art ist die Macht des Denkens? Wie und inwieweit bin ich der Schöpfer meiner Welt?

 

Nach buddhistischer Lehre lebt und bewegt sich jeder in einer ihm eigenen Welt, ganz unabhängig von den Welten, in denen die anderen leben. Erst wenn ein gewisser Einklang zwischen diesen verschiedenen Welten hergestellt ist, können sie sich gegenseitig durchdringen und die Menschen einander wirklich begegnen und verstehen. Das gilt für den Geist, denn jeder bewegt sich in seiner eigenen geistigen Welt, aus Gedanken erbaut, die er zu den seinen gemacht hat. Und das so sehr, dass immer wenn etwas gesagt wird, jeder es anders versteht, nämlich entsprechend seiner geistigen Prägung; ja, was jeder auffasst, ist gar nicht das Gesagte, sondern was er schon im Kopf hatte. Doch trifft das nur für die geistige Ebene zu.

Denn der Geist ist ein Werkzeug der Tat und der Formung, nicht des Wissens; er schafft unablässig Formen. Gedanken sind Formen und haben ein vom Urheber unabhängiges Eigenleben. Von ihm in die Welt geschickt, drängen sie zur Erfüllung ihres Zwecks. Wenn ihr an jemanden denkt, nehmen eure Gedanken eine Form an und  gehen ihn suchen; und wenn ihr euren Gedanken einen sie unterstützenden Willen mitgebt, trachtet die von euch ausgesandte Gedankenformation danach, sich zu verwirklichen. Nehmen wir ein Beispiel: Ihr habt ein großes Verlangen, dass eine bestimmte Person euch besuche, und zugleich mit dem vitalen Wunsch begleitet eine starke Vorstellung eure Gedankenformation; ihr malt euch aus: "Wenn sie kommt, dann geschieht dies oder das."  Nach einiger Zeit lasst ihr den Gedanken vollständig fallen, und ihr wisst nicht, dass er fortbesteht und wirkt, auch wenn ihr ihn schon längst vergessen habt. Denn er lebt immer weiter und handelt unabhängig von euch. Und ihr würdet eine große Kraft haben müssen, um ihn seine Arbeit aufgeben zu lassen. Er ist in der Atmosphäre der betreffenden Person am Werk, in ihr den Wunsch zu schaffen, auf Besuch zu kommen. Und

 

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vorausgesetzt, dass in eurer Gedankenform genügend Willenskraft steckt und die Prägung gut gebildet ist, wird sie ihr Ziel erreichen. Doch zwischen Formung und Verwirklichung vergeht immer eine gewisse Zeit, und weil euer Denken unterdessen mit etwas anderem beschäftigt war, kann es vorkommen, dass ihr dann, wenn der vergessene Gedanke sich erfüllt, euch nicht mehr erinnert, dass ihr ihn hervorgebracht habt; ihr wisst nicht, dass ihr der Urheber seines Wirkens und der Anstifter von dem seid, was sich ereignet. Sehr oft geschieht es auch, dass ihr das Ergebnis, wenn es sich einstellt, gar nicht mehr begehrt oder für wichtig haltet.

Es gibt Menschen, die eine sehr starke derartige Formungskraft besitzen und deren Prägungen sich stets verwirklichen; weil aber ihr geistiges und vitales Wesen nicht gut diszipliniert und ihr Wille nicht einheitlich ausgerichtet ist, wünschen sie bald dies, bald das, und diese verschiedenen und manchmal entgegengesetzten Prägungen zeitigen Ergebnisse, die zusammenstoßen und sich widersprechen. Diese Leute sind erstaunt, in solcher Verwirrung und Disharmonie zu leben! Sie erkennen nicht, dass ihre eigenen Gedanken und Wünsche die Umstände um sie herum geschaffen haben, die so zusammenhanglos und widersprüchlich scheinen und ihnen das Leben fast unerträglich machen.

Dieses Wissen ist von großer Bedeutung, wenn es zugleich mit dem Geheimnis gegeben wird, wie man es richtig gebraucht. Disziplin und Selbstbeherrschung sind das Geheimnis; es besteht darin, in sich die Quelle der Wahrheit und diese dauernde Führung durch den göttlichen Willen zu finden, der allein jeder Prägung ihre volle Macht und ihre ganzheitliche harmonische Verwirklichung zu geben vermag.

Im Allgemeinen formen die Menschen Gedanken, ohne zu wissen, wie diese Prägungen sich verhalten und wirken. In einem Zustand von Verwirrung und Unwissen gebildet, widerstreiten sie einander, und indem sie Spannung, Anstrengung und Müdigkeit hervorrufen, schaffen sie den Eindruck, man müsse sich den Weg durch eine Menge Hindernisse bahnen. Unter diesen Bedingungen des Unwissens und der Zusammenhanglosigkeit geraten sie aneinander, und schließlich tragen die stärksten und ausdauerndsten den Sieg über die anderen davon.

 

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Eines ist sicher, was den Geist und seine Wirkungsweise betrifft: man kann nur begreifen, was man innerlich schon weiß. In einem Buch seid ihr von dem beeindruckt, was ihr zutiefst in euch bereits erfahren habt. Wenn jemand ein Buch oder eine Lehre wunderbar findet, hört man ihn oft sagen: "Das ist genau, was ich fühlte und wusste, aber ich konnte es nicht so schön und klar ausdrücken, wie es hier steht."  Wenn Menschen ein Buch wahrhaften Wissens in die Hand bekommen, entdeckt darin jeder sich selbst, und bei jedem neuen Lesen macht er neue Funde, die er zunächst übersehen hatte: jedesmal eröffnet sich ihm ein neues Feld der Erkenntnis, das ihm bisher entgangen war. Das ist so, weil jedesmal neue Wissensebenen berührt werden, die im Unterbewussten darauf warteten, sich auszudrücken; jetzt ist der Ausdruck von jemand anderem gekommen und viel besser, als es ihm selbst möglich gewesen wäre. Sobald er aber auf den Ausdruck stößt, erkennt er ihn und spürt, dass das die Wahrheit ist. Wissen, das scheinbar von außen zu euch kommt, ist ein Anlass, euer inneres Wissen an die Oberfläche zu bringen.

Man macht sehr häufig die Erfahrung, dass etwas Gesagtes entstellt wird; das hat einen ähnlichen Grund. Man sagt etwas ganz klar — aber wie es aufgefasst wird, ist verblüffend. Jeder versteht etwas anderes, als gemeint war, und gibt dem sogar manchmal den umgekehrten Sinn. Wenn ihr richtig auffassen und diese Art Irrtum vermeiden wollt, müsst ihr hinter Ton und Ablauf der Worte dringen und lernen, im Schweigen zu lauschen. Wenn ihr im Schweigen lauscht, so hört und versteht ihr richtig; doch solange sich in eurem Hirn etwas rührt und Geräusche macht, erfasst ihr bloß, was ihr im Kopf habt, aber nicht das Gesagte.

 

Warum wird man von einem Haufen widriger Umstände verfolgt, wenn man mit dem Joga in Berührung kommt? Jemand hat gesagt, sobald man dem Joga die Tür öffne, stehe man vor einer Menge Hindernissen. Stimmt das?

 

Nicht als absolute Regel; es kommt ganz auf die Person an. Für viele treten widrige Umstände auf, um schwache, Punkte ihrer Natur auf die Probe zu stellen. Seelischer Gleichmut ist die

 

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unerlässliche Grundlage des Joga; sie muss gut gelegt sein, bevor man auf dem Weg frei voranschreiten kann. Es versteht sich, dass so gesehen alle Störungen Prüfungen sind, die es zu bestehen gilt. Sie sind aber auch nötig, um die Schranken umzuwerfen, die eure geistigen Gebäude um euch aufgerichtet haben und die euch daran hindern, euch dem Licht und der Wahrheit zu öffnen. Die geistige Welt, in der ihr lebt, ist begrenzt, auch wenn ihr diese Grenze weder kennt noch fühlt; es muss etwas kommen, dies Gebäude zu zerstören, in das euer Geist sich eingeschlossen hat, und ihn befreien. Zum Beispiel haben die meisten Leute Regeln, Ideen und feste Grundsätze, denen sie die größte Wichtigkeit beimessen; oft hängen sie an gewissen moralischen Vorschriften, wie die zehn Gebote: "Du sollst Vater und Mutter ehren", "Du sollst nicht töten", oder andere dieser Art. Jeder hat sein Steckenpferd, seine Lieblingslosung; jeder meint, von diesem oder jenem Vorurteil frei zu sein, in dem andere befangen sind und zögert nicht, sie als ganz und gar falsch zu verurteilen; dabei wähnt er, die seinigen seien durchaus nicht von der gleichen Sorte; für ihn sind sie die wirkliche Wahrheit.

An einer geistigen. Regel zu hängen, zeigt eine noch irgendwo verborgene Blindheit an. Nehmt zum Beispiel den in der ganzen Welt verbreiteten Aberglauben, dass Asketentum und Spiritualität ein und dasselbe seien. Wird ein "spiritueller" Mensch beschrieben, so stellen sich die meisten vor, dass er nichts isst und den ganzen Tag reglos dasitzt, oder dass er armselig in einer Hütte lebt, nachdem er allen Besitz verschenkt und nichts für sich behalten hat. Dieses Bild kommt sofort 99 von 100 Leuten in den Sinn, wenn ihr von einem spirtlichen Menschen sprecht; ihnen gilt als einziger Beweis für "Spiritualität" Armut und Verzicht auf alles, was angenehm und behaglich sein kann. Das ist eine Konstruktion, die zerstört werden muss, wenn man frei sein will, die spirtliche Wahrheit zu erkennen und zu befolgen. Sonst kann es euch zum Beispiel passieren, dass ihr mit aufrichtiger Sehnsucht zum spirtlichen Leben kommt, um dem Göttlichen zu begegnen und es in eurem Bewusstsein und eurem Leben zu verwirklichen; eure Suche bringt euch an einen Ort, wo keineswegs eine Hütte steht und ihr euch in der Gegenwart eines Gottmenschen befindet, der ein

 

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angenehmes Leben führt, ungezwungen isst und, von schönen und luxuriösen Dingen umgeben, sein Hab und Gut nicht an die Armen verteilt, sondern annimmt und gebraucht, was er erhält. Wegen eurer vorgefassten Meinung seid ihr sogleich verwirrt und ruft aus: "Was ist denn das? Ich erwartete, einen spirtlichen Menschen anzutreffen!" Diese falsche Vorstellung muss zerbrochen werden und verschwinden. Sobald ihr sie los seid, entdeckt ihr etwas viel Höheres und Schöneres als eure enge asketische Regel; ihr findet eine völlige Offenheit, die das Wesen ganz und gar frei lässt. Bekommt ihr etwas, so nehmt ihr es an; verlässt es euch wieder, so trennt ihr euch ebenso bereitwillig davon. Die Dinge kommen zu euch, und ihr haltet sie nicht zurück — beides mit der gleichen lächelnden Heiterkeit, ob ihr nun nehmt oder gehen lasst. Oder voll Abscheu gegen Grausamkeit und Gemetzel erhebt ihr zum höchsten Grundsatz: "Du sollst nicht töten!"  Dann müsst ihr euch nicht wundern, wenn ihr alsbald mit einem Mord in Verbindung kommt, nicht ein Mal, sondern wiederholt, bis ihr begriffen habt, dass euer Ideal bloß eine geistige Regel ist und dass, wer die spirtliche Wahrheit sucht, sich an keine geistige Regel binden darf; und wenn ihr davon befreit seid, stellt ihr wahrscheinlich fest, dass all die Szenen, die euch so störten, wie durch Zauber aufhören, vor euch aufgeführt zu werden; sie hatten ja für euch keinen anderen Sinn, als euch zu stören und euer geistiges Gebäude zu erschüttern und zum Einsturz zu bringen.

Wenn man sich dem Göttlichen zuwendet, muss man reinen Tisch mit allen geistigen Konzeptionen machen; statt dessen aber wirft man gewöhnlich seine ganzen Vorstellungen auf das Göttliche und will, dass es sich danach richte. Die einzig wahre Haltung für einen Jogi ist es jedoch, plastisch zu sein und bereit, das göttliche Geheiß auszuführen, was es auch sein möge; es darf nichts geben, was ihm unentbehrlich oder eine Bürde ist. Oft weisen Menschen, die ein spirtliches Leben führen möchten, in einer ersten Regung alles, was sie haben, weit von sich; doch tun sie es, weil sie sich einer Last entledigen wollen und nicht, um es dem Göttlichen hinzugeben. Wenn Leute sich dem Göttlichen zuwenden, die wohlhabend und von Dingen umgeben sind, die Annehmlichkeit und Genuss verleihen, dann ist es ihr erster Impuls, diese Dinge zu

 

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fliehen; das nennen sie dann "ihrer Knechtschaft entgehen".  Doch ist dies eine unwissende und falsche Regung. Ihr dürft nicht meinen, euer Hab und Gut gehöre euch; alles gehört dem Göttlichen. Will das Göttliche, dass ihr irgend etwas genießt, so genießt es; seid aber auch bereit, wenn es der göttliche Wille ist, es im nächsten Augenblick ebenso gern wieder aufzugeben.

 

Was sind körperliche Krankheiten? Sind es Angriffe feindlicher Kräfte von außen?

 

Hierbei ist zweierlei zu bedenken: das, was von außen kommt und auch das, was vom inneren Zustand herrührt. Die innere Verfassung wird zur Krankheitsursache, wenn es darin Widerstand oder Auflehnung gibt, oder wenn ein Teil des Wesens auf den Schutz nicht anspricht. Gelegentlich ist da sogar etwas, das fast freiwillig die feindlichen Kräfte ruft. Eine winzige Regung dieser Art genügt, und im Nu überfallen sie euch, wobei ihr Angriff meistens die Form einer Krankheit annimmt.

 

Werden denn Krankheiten nicht manchmal von Mikroben verursacht, ohne dass das etwas mit Joga zu tun hätte?

 

Wo fängt der Joga an, und wo hört er auf? Ist nicht euer ganzes Leben Joga? Krankheitsmöglichkeiten sind stets in eurem Körper und um euch herum vorhanden, da wimmelt es von Keimen und Mikroben, und ihr tragt sie in euch. Wie kommt es, dass ihr plötzlich einer Krankheit erliegt, während sie euch jahrelang nichts anhaben konnte? Ihr mögt sagen, wegen einer ‘‘Depression der Vitalität"; woher aber diese Depression? Sie ist die Folge einer Disharmonie im Wesen, einer mangelnden Empfänglichkeit für die göttlichen Kräfte. Trennt ihr euch von der Energie und dem Licht ab, die euch aufrechterhalten, so folgt daraus Depression, entstehen "günstige Voraussetzungen", und die unsichtbaren Feinde nehmen ihren Vorteil wahr. Was jede Verbindung mit dem göttlichen Licht und der Energie unterbricht, sind Zweifel, Trübsinn, mangelndes Vertrauen und Ich-Verkrampfung; das unterbricht jegliche Verbindung mit dem göttlichem Licht und der göttlichen Energie und

 

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gibt euch dem Angriff preis. In solchen Regungen muss man die Ursache von Krankheiten sehen und nicht bei den Mikroben.

 

Aber hat es sich nicht gezeigt, dass durch bessere Hygiene der öffentliche Gesundheitszustand sich gebessert hat?

 

Medizin und Hygiene sind unerlässlich für das gewöhnliche Leben; doch spreche ich jetzt nicht von der Öffentlichkeit, sondern von denen, die Joga machen. Doch sogar für die Allgemeinheit hat Hygiene einen Nachteil; man verringert zwar die Gelegenheiten krank zu werden, aber auch die natürliche Widerstandskraft. Krankenschwestern, die sich immer die Hände desinfizieren müssen, machen die Erfahrung, dass diese nachher anfälliger sind als die Hände anderer. Es gibt Leute, die keine Ahnung von Hygiene haben und die unreinlichsten Arbeiten verrichten, ohne sich anstecken zu lassen. Ihr Unwissen hilft ihnen, indem es sie vor den Suggestionen medizinischer Kenntnis schützt. Es stimmt allerdings auch, dass euer Glaube an die getroffenen Gesundheitsmaßnahmen ihrem Zweck dient; denn wenn ihr denkt: "Jetzt bin ich desinfiziert und in Sicherheit", dann seid ihr, soweit euer Gedanke reicht, immun.

 

Warum müssen wir dann Vorsichtsmaßregeln treffen und gefiltertes Wasser trinken?

 

Ist einer unter euch, der genügend rein und stark ist, sich von keiner Suggestion berühren zu lassen? Trinkt ihr ungefiltertes Wasser und denkt dabei: "Jetzt trinke ich unreines Wasser", so habt ihr alle Aussicht krank zu werden. Und auch wenn ihr den Einflüsterungen nicht gestattet, in das bewusste Denken zu dringen, so ist doch euer ganzes Unterbewusstes da, und das ist denselben Einflüsterungen passiv offen. Im gewöhnlichen Leben ist die Tätigkeit des Unterbewussten vorherrschend; es wirkt hundertmal mächtiger als die bewusstesten Teile des Wesens.

Die Menschen sind normalerweise voll Besorgnis und Furcht. Beobachtet ihr zehn Minuten lang aufmerksam euren physischen Geist, so stellt ihr fest, dass er während neun Minuten voller Ängste

 

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war. Er trägt eine Furcht vor vielen Dingen in sich, großen und kleinen, nahen und fernen, sichtbaren und unsichtbaren; und obgleich euch das im Allgemeinen nicht bewusst wird, ist es dennoch da. Ständige Anstrengung und Disziplin sind nötig, um sich von aller Furcht zu befreien.

Und habt ihr in dieser Weise den Geist und das Vitale von aller Besorgnis und Furcht befreit, so ist es noch schwerer, den Körper zu überzeugen. Doch auch das muss getan werden. Betretet ihr den Jogaweg, so müsst ihr euch aller Ängste entledigen, derer des Geistes, des Vitalen und des Körpers, wo sie in den Zellen sitzen. Der Nutzen all der Stöße und Schläge auf dem Jogaweg liegt unter anderem darin, euch von aller Furcht zu befreien. Die Ursachen eurer Ängste begegnen euch immer wieder, bis ihr frei und gleichmütig, unberührt und rein vor ihnen bestehen könnt. Einer fürchtet zum Beispiel das Meer, ein anderer das Feuer. Dieser wird wohl so lange Feuersbrünsten begegnen, bis er sich so weit in der Gewalt hat, dass keine Zelle seines Körpers mehr zittert. Denn. das, was euch Schrecken einjagt, sucht euch hartnäckig so lange. auf, bis ihr davon geheilt seid. Wer die Umwandlung will und den Weg beschreitet, muss völlig unerschrocken sein; er darf sich von nichts stören oder erschüttern lassen, auch nicht im geringsten Teil seines Wesens.

 

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