21. Mai 1960
Was wir als
Reinheit bezeichnen, die wahre Reinheit, hat nichts mit all den Dingen
zu tun, die die Moral lehrt - die wahre Reinheit ist das Nicht-Ego.
Es darf nur
noch Ihn geben.
Er, nicht nur
weil man Ihm alles gegeben hat und sich völlig hingegeben hat (das
genügt nicht), sondern Er, weil Er das menschliche Instrument zur Gänze
in Besitz genommen hat.
Manchmal
steht man unter dem Eindruck, mit der Schwierigkeit nie fertig zu
werden. Eine ungeheure Welt von gegnerischen Kräften belagert uns -
Meere von Kräften, die sich umwälzen, vermischen und in gigantischen
Pralayas [[
Pralaya: Apokalypse, das Ende einer Welt. ]] versinken, sich neu
bilden und neu mischen -, angesichts dessen sagt man sich, man müßte das
Göttliche sein, um mit der Schwierigkeit zu Rande zu kommen. Aber das
ist es genau! (Und die gegnerischen Kräfte helfen euch selber, das zu
sehen: dies ist ihre Aufgabe.) Wir müssen DAS GÖTTLICHE SEIN, das ist
die Lösung, das ist die wahre göttliche Reinheit.
***
Wenn X hier
ist, bekommt man den Eindruck, die Dinge fallen zurück, anstatt
fortzuschreiten. Und wenn er wieder abgereist ist, macht man plötzlich
einen Satz nach vorne. Dann merkt man, daß der Fortschritt ein
wirklicher Fortschritt ist, daß die gewonnenen Dinge wirklich gewonnen
wurden: sie lösen sich nicht wieder auf. Und das ist Xs wahre Macht,
eine sehr materielle Macht. Denn im Bewußtsein dort oben hat man oft den
Eindruck, die Dinge könnten sein, könnten sich verwirklichen (und die
Vision ist vorhanden, die Macht ist vorhanden, ich habe sie - die
unsichtbare Macht über die Erde). Aber wenn man auf die materielle Ebene
herabkommt, bleibt alles ungewiß. Mit X hingegen, wenn die Dinge einmal
herabkommen, verflüchtigen sie sich nicht mehr. Zweifelsohne besteht
darin der Grund, daß der Höchste ihn auf meinen Weg brachte.
Zum Beispiel
hatte ich ein Problem, bei dessen Lösung er mir half. Schon immer wurde
ich ununterbrochen, Tag und Nacht, buchstäblich bestürmt von den
Gedanken der Leute: durch alle möglichen Rufe, Fragen, Formationen, die
zu mir kommen und die ich wohl oder übel beantworten mußte. Denn ich
habe mir angewöhnt, stets über alles bewußt zu sein. Aber das behinderte
meine Arbeit, vor allem wenn ich eine absolute Konzentration brauchte -
und ich konnte mich nicht von den Leuten abtrennen, mich von der Welt
abtrennen. Ich hatte keine andere Wahl, als die Rufe, die Fragen zu
beantworten und die nötige Kraft, das nötige Licht, die Heilungskraft
auszusenden und ständig diese Formationen, diese Gedanken, diese
Willenskräfte, diese falschen Bewegung, die mich überfielen, zu
reinigen.
Es war nötig,
eine Verlagerung zu bewerkstelligen, eine Art Vermittlung nach oben: daß
ich jedes dieser Dinge, die zu mir kommen, nach oben hebe und daß jedes
Ding, jeder Umstand direkt, sozusagen automatisch die Kraft von oben,
das Licht, die Antwort von oben empfange und daß ich nur ein Vermittler
und ein Kanal für das Licht und die Kraft sei.
Ich hatte es
lange versucht und konnte keine wirkliche Lösung finden. Manchmal schien
es mir beinahe zu gelingen, als fehlte nur noch ein Nichts, ein winziger
Mechanismus zu erfassen (und im Grunde ist das die Macht: ein
Mechanismus zu erfassen; plötzlich erfaßt man das Mittel, die nötige
Vibration - das ist, was sie in Indien Siddhi nennen). Und plötzlich,
nach seiner Abreise, kam es. Es kam in dem Augenblick, wo ich mein Japa
wiederholte, als ich im Zimmer auf und ab ging ... Als hielt ich all das
in den Armen - so konkret - und hob es zum Licht, mit diesem OM, das
aufstieg, von tief unten aufstieg, OM! - Ich trug alle diese Leute, und
das breitete sich aus, breitete sich PHYSISCH aus, ich trug die Erde,
trug das gesamte Universum, aber in so greifbarer Weise, so konkret,
trug all das zum Höchsten Herrn.
Und das war
keine unsichtbare Macht: es war konkret, greifbar, MATERIELL.
@
Nächste
Seite
|