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26. Juni 1963 b
(Ein Brief von Sujata an
Mutter)
Mittwoch
Kleine Mutter,
Heute nachmittag hatte ich einen Traum. Ich erzählte ihn Satprem, der mir riet,
ihn Dir schriftlich mitzuteilen:
Ich befand mich auf den Stufen einer Treppe, die der zum Meditationsraum
hinaufführenden Treppe glich. Zwei junge Mädchen des Aschrams im Alter von 16
oder 17 Jahren warteten dort. Sie wollten hinaufgehen, um "Mutter" zu besuchen.
Als ich das hörte, überkam mich das Gefühl einer großen Gefahr. Denn ich WUSSTE,
daß Du nicht da warst. Ich begann, den beiden Mädchen, die ich übrigens kannte
(vor allem das eine), Anweisungen zu gebe
29. Mai 1963
Ich hätte gern eine Klärung eines Abschnitts aus einem vergangenen Gespräch (vom 3. Mai), wo du folgendes sagtest: "Etwas versucht, die Aufmerksamkeit und die Konzentration der anderen immer weniger auf sich zu lenken..." Und du fügst hinzu: "Das heißt, die Bedeutung des Vermittlers zu verringern, der notwendig ist, um die Kräfte und die Gedanken zu verbreiten..." Was verstehst du darunter? Meinst du deine "Rolle als Vermittlerin" für die Verteilung der Kräfte? Du willst diese Rolle einschränken - ziehst du dich zurück?
Das ist keine "Rolle"! Die Rolle ist eine Tatsache, eine unvermeidliche Tatsache, völlig unabhängig
14. Januar 1963
Bringst du mir eine Frage zu den Aphorismen?
Da gibt es nicht viele Fragen zu stellen.
Ich bin auf die Frage angewiesen, um die Bewegung auszulösen, denn im Moment geschieht nichts.
Immer mehr ist es so: Wenn es Zeit ist zu handeln, weiß ich, was ich tun muß, wenn es Zeit ist zu sprechen, weiß ich, was ich sagen muß. Ich bemühe mich nicht. Ein oder zweimal versuchte ich es sogar, um zu sehen: völlig nutzlos - nichts kommt. Und wenn es dann kommen soll, fließt es wie aus einem Wasserhahn - keine Anstrengung, nichts zu tun, es kommt ganz allein.
Im Augenblick: nichts.
Lies mir den Aphorism
17. August 1963
(Mutter bereitet einen Aphorismus für das nächste Bulletin vor)
Welchen Aphorismus nehmen wir als nächsten?
Es geht um die "Entsagung".
Dazu habe ich bereits etwas gesagt: die Annahme und der Kampf - beides.
Was sagt er über die Entsagung?
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-
Jede Entsagung hat eine größere, noch nicht eroberte Freude zum Ziel. Einige entsagen um der Freude der Pflichterfüllung, andere um der Freude des Friedens, wieder andere um der Freude Gottes und manche um der Freude der Selbstkasteiung willen - entsage lieber, um jenseits davon zur Freiheit und ungetrübten Verzückung zu gela
10. Juli 1963
(In
Bezug auf die englische Übersetzung von Satprems
"Abenteuer des Bewußtseins":)
Der musikalische Rhythmus eines Satzes läßt sich einfach nicht übersetzen - das ist unmöglich, denn der englische und der französische Rhythmus sind völlig verschieden; wenn etwas im Englischen einen poetischen Rhythmus hat und man es zu wörtlich übersetzt, klingt es im Französischen überhaupt nicht mehr poetisch. Eine Übersetzung bleibt in jedem Falle eine Übersetzung, das muß man einfach in Kauf nehmen... Es vermittelt aber noch ausreichend Ideen, um bei den Leuten etwas zu bewirken.
Das schon, aber häufig klingt es s
3. Juli 1963
(Dieses Gespräch fand wenige Tage nach der Krönung des neuen Papstes, Paul VI., statt. Mutter wollte die Aufnahme bis auf einige Fragmente löschen. Satprem hielt es aber für richtig, wenigstens die schriftliche Aufzeichnung vollständig zu erhalten.)
Ich gebe dir deine Blumen (Rosen). Eine wunderbare Farbe...
Hier ist noch ein Foto vom Papst (Mutter zeigt das "Time Magazine").
Anscheinend suchte er selbst dieses Foto für die Zeitungen aus, um seine Wahl bekanntzugeben.
Es ist besser als das andere.
(Mutter reicht Satprem das Foto) Nun, was meinst du dazu?
Du solltest dich eher dazu äußern.
17. Juli 1963
Nolini erzählte mir, seit die Kraft zunehme, regne es täglich Briefe von Leuten, die ihr moralisches oder materielles Elend herausschreien - ein allgemeiner Hilferuf -, und weiter sagte er mir: "Das Bemerkenswerte ist, daß niemand um materielle Hilfe bittet." Sie bitten alle um meinen Segen und sagen, daß ihnen das Erleichterung verschaffe; sie haben den Glauben. Er sagt: "In allen Briefen findet sich fast dieselbe Note." Die Verbindungen mit der Außenwelt haben beträchtlich zugenommen. Früher waren es nur die Leute, die mich kannten, aber jetzt sind es viele völlig Unbekannte.
Während des Teils der Nacht, der f
13. August 1963
(Über ein Gespräch auf
Playground von 1950, das ein Schüler damals aus dem Gedächtnis notierte und das
Mutter nun streichen wollte. Es ging um das Nirvana, das man angeblich erlangte,
indem man all seine Energien in das psychische Wesen oder die Seele zurückzog.)
Das ist alles nicht wahr!
Zuerst müßte man erwähnen, daß jedem Bereich eine besondere Energie zueigen ist. Doch die Leute spüren gewöhnlich nur die Energie des Vitals, die... nun, sie ist eben vital! Aber zu behaupten, jene, die sich zurückziehen, würden ihre gesamte Energie und ihr Bewußtsein in das Psychische zurückziehen, um das Nirvana zu erlan
27. Juli 1963
(Zuerst geht es um den Tod eines Schülers, M)
Wie man diese armen Toten behandelt!...
Natürlich wollten sie ihn in aller Hast kremieren. Sie fragten mich ganz naiv (sein Neffe sollte nämlich kommen, allerdings konnte er erst am nächsten Morgen hier sein, d.h. nicht ganz vierundzwanzig Stunden danach - ungefähr zwanzig Stunden). Sie fragten: "Müssen wir ihn noch behalten oder nicht?" Ich antwortete: "Je nachdem: wenn ihr mich SEINETWILLEN fragt, dann ist es sicher um so besser, je länger er in Ruhe gelassen wird." Sie schauten mich baß erstaunt an und verstanden nichts mehr. Ich erklärte ihnen: "Er braucht ZEIT, si
20. Juli 1963
Was hast du mir zu sagen? Erzähl mir was!
Ich weiß nichts Interessantes zu erzählen. Ich habe den Eindruck von Stagnation.
Dieses Mal habe ich die Ankunft, den Aufenthalt und die Abreise von X sehr sorgfältig beobachtet. Die Meinungen waren geteilt: einige sehr kritisch Gesinnte meinten, er bringe stets Schwierigkeiten, andere glaubten, er habe einen positiven Einfluß. Um dir die Wahrheit zu sagen: es ist nichts daran - das besteht AUSSCHLIESSLICH in den Gedanken der Leute.
Ja.
Es ist alles ihre Einbildung. Anders ausgedrückt: Seine Ankunft, sein Aufenthalt, seine Meditationen und seine Abre