25. Januar 1964
In der Zeitschrift Illustrated Weekly sind Fotografien über den Besuch des Papstes in Palästina erschienen, und es gibt eine, in der er sich zu Boden geworfen hat: Er küßt den Erdboden auf dem Ölberg, dort wo Christus angeblich mitgeteilt wurde, daß man ihn kreuzigen werde. Das brachte mich mit diesem Mann wieder in Verbindung. Und seine Absicht ist offensichtlich: die Religion zu etwas sehr Wirklichem zu machen, in dem Sinne, daß sie kein Mythos, keine Legende ist; es ist wirklich Gott, der gekommen ist ..., etc. Für ihn ist es somit die "menschliche Größe", die sich vor dem "göttlichen Opfer" zu Boden wirft. Es gibt auch ein Foto, wo er den Patriarchen der orthodoxen Kirche umarmt - früher waren sie Häretiker, heute umarmt man sich. Und alle Menschen in seinem Gefolge (sie sind gut gekleidet, in modernen Anzügen) sehen wie Marionetten aus! Oh, es ist abscheulich ... Abscheulich. Er hat aber eine Kraft - auf jeden Fall hat er einen Willen. Und er hat einen Plan, er weiß, was er will. (Schweigen) Er ist auch der erste Papst, der je mit dem Flugzeug gereist ist, und so fotografierte man ihn im Flugzeug - er zeigt ein "schönes Lächeln" ... Er sieht sehr zufrieden aus. (langes Schweigen) Alles in allem ist es die Verherrlichung des physischen Leidens als Mittel zum Heil.
Das war auch mein Eindruck, und es war auch der Eindruck von Théon. Sri Aurobindo hingegen ... Er sagte klar, daß er einen Sinn für Nächstenliebe und Menschenliebe, für Brüderlichkeit auf Erden, brachte, der zuvor nicht da war.
Ach! Die Lüge besteht darin, dort klebenzubleiben, ja.
*** (Kurz danach) Wir müssen nach und nach einige von diesen "Aphorismen" überarbeiten. Haben wir noch viele, die bereit liegen?
(Mutter lacht)
Das macht nichts. Die Leute kommen auch zu Hunderten. Der nächste Monat wird ein wenig schwierig sein ... obwohl ich so wenig Leute wie möglich sehen werde, aber ... Siehst du (Mutter nimmt einen Kalender hervor), all das sind Leute, die ihren Besuch ankündigen und mich um eine Verabredung bitten - siehst du! (eine endlose Liste)
Nein. Mir wird's auch wieder besser gehen (Mutter ist immer noch erkältet), das gibt mir Zeit, mich zu erholen ... Es ist nicht so, daß die Ideen nicht klar sind, im Gegenteil ... es gibt so etwas wie eine sehr präzise und deutliche Sichtweise der Dinge, aber das Sprechen ist schwierig. Aber was ich sage, ist, wie mir scheint, für die Leute schwierig zu verstehen ... Ich gab A diesen Text aus der Agenda - er sagte nichts. Das beweist, daß er nichts verstanden hat. Was Pavitra angeht, er hat offensichtlich nichts verstanden. Für sie sind es Banalitäten, mein Kind! Sie nehmen nur die Oberfläche wahr.
Aber mein Kind, Sujata ist "trained" [trainiert], sie hat all das getippt, sie ist durch all das hindurchgegangen. Mir ist's jedenfalls egal!
Ah, nein, denn dann wäre es gar nichts mehr.
Nein!
Es wäre nicht der Mühe wert. Ihr eigenes Pech!
Genau!
So ist es! Dieser "Dialog mit einem Materialisten" [[Siehe Agenda Bd. 4, 7. September 1963. ]] zum Beispiel: meine Erfahrung dauerte zwei Tage, Stunden und Stunden. Somit waren darin alle Argumente und Gegenargumente enthalten. Das war äußerst interessant. Aber ich sagte nicht, welches diese Argumente waren. Und so sagte Pavitra: "Es ist ein bißchen leblos".
Aber es ist nicht "erklärt".
Es wäre sehr schön, wenn man es nicht erklären müßte ... Aber dieser "Dialog" zum Beispiel war nur die Erinnerung an die Erfahrung. Wenn ich die Erfahrung habe, während du hier bist, und ich sie beschreibe, ist es viel stärker.
Somit wäre es besser, die Erfahrung zu haben, während ich mit dir spreche - oder vielmehr, in dem Moment zu sprechen, während ich die Erfahrung habe. Ich erinnere mich, daß ich während jener Erfahrung das Gefühl hatte, daß der ganze Materialismus im wesentlichen besiegt sei, daß es eine endgültige Antwort darauf gebe, und daß die Kraft, die Macht (denn es steht eine Macht hinter dem Materialismus, eine Art Aufrichtigkeit, die sich selbst nicht betrügen will), daß diese Macht gemeistert und besiegt sei. Somit hat das eine gewisse Bedeutung. Aber die Erfahrung selbst muß sich formulieren, damit die Macht da ist. Was ich dir sagte, ist nur ein Abglanz. Nun ...
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